Entlang des Weges – Abgelöststein
Abgelöststein
Am Wegesrand stehen in unregelmäßigen Abständen alte historische Grenzsteine mit dem 3 Sternenwappen der Erbacher Grafen auf der Seite des Odenwaldkreises und den Pfälzer Rauten, dem Mainzer Rad sowie dem Schriftzug „Abgelöst 1650“ auf der Seite des Kreises Bergstraße. Diese Grenzsteine dokumentieren ein Stück Geschichte.
1232 schenkte Kaiser Friedrich II. die gefürstete Abtei Lorsch mit allen Rechten, Gütern und Einkünften dem Erzbischof von Mainz. Im 14. und 15. Jahrhundert kam es dann des Öfteren zu Streitigkeiten rivalisierender Kandidaten um das Amt des Erzbischofs von Mainz. 1461 wurde der Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg vom Papst wegen nicht geleisteter Zahlungen seines Amtes enthoben und dafür Adolf von Nassau zum Erzb ischof ernannt. Diether von Isenburg widersetzte sich dieser Anordnung und verbündete sich mit seinem früheren Gegner, dem Kurfürsten Friedrich von der Pfalz.
Für dessen Waffenhilfe gegen Adolf von Nassau verpfändete er ihm das gesamte Amt Starkenburg mit der reichen Bergstraße und weiten Teilen des Odenwaldes. Die Wiedereinlösung dieses Pfandes sollte nach Zahlung von 100.000 Gulden möglich sein. Diether von Isenburg verlor diese Auseinandersetzung mit dem Papst und Adolf von Nassau bestätigte dem Pfalzgrafen die Pfandschaft. In der Annahme, dass die Rückzahlung des Pfandes dem Erzbischof von Mainz nicht möglich sei, ließ Kurfürst Friedrich sein neues Territorium durch Grenzsteine abmarken und sein Rautenwappen darauf einschlagen.Der Dreißigjährige Krieg, der zu einer Machteinbuße der Pfalz geführt hatte, brachte die Wende. Unter Vermittlung der Schweden wurde die Pfandschaft eingelöst. Das Erzstift Mainz ließ daraufhin auf den pfälzischen Grenzsteinen den Schriftzug „Abgelöst“ mit der Jahreszahl 1650 und dem Mainzer Wappen, das Rad, einmeißeln, um den erneuten Herrschaftswechsel zu dokumentieren.
Einen dieser Steine finden Sie direkt am Naturpark-Parkplatz Wegscheide II, der die Grenze zwischen dem Odenwaldkreis und dem Kreis Bergstraße markiert.
Quelle: Auf dem Nibelungensteig von Rainer Türk
